19.07.2021
Handwerk gibt Impuls zur Belebung der Ortskerne
HWK lädt lokale Akteure zur Zusammenarbeit ein.
Bessere Rahmenbedingungen für den Einzelhandel und Handwerksbetriebe in Stadt- und Gemeindezentren fordert die Handwerkskammer (HWK) Münster. In einem Positionspapier, mit dem sie sich an die 78 Kommunen im Kammerbezirk wendet, will sie für die Verbindung zwischen der Entwicklung von Ortszentren und dem Handwerk sensibilisieren. „Wir freuen uns, wenn daraus Impulse für die Zusammenarbeit aller lokalen Akteure entstehen. Dadurch können Chancen für die Wiederbelebung unserer Zentren genutzt werden“, lädt HWK-Vizepräsident Jürgen Kroos zu mehr Kooperation ein.
Anlass des Positionspapiers sei die Corona-Pandemie, die der Diskussion um die Weiterentwicklung der Ortszentren und Stadtteile neuen Schub gebe, schreibt die HWK. Das Zentrum als Herz von Städten und Gemeinden befinde sich im tiefgreifenden Strukturwandel aufgrund des veränderten Konsumverhaltens durch Online-Handel, der Verdrängung von Gewerbe durch Wohnbebauung, des anhaltenden Ansiedlungsdrucks auf die „grüne Wiese“ und immer weniger, immer marktmächtigeren Anbietern. Die Coronakrise beschleunige diesen Wandel.
Für lebendige Zentren sei eine breite Mischung von Arbeiten, Wohnen, Versorgung und Freizeit – von Handel, Dienstleistung und Produktion – erforderlich. Kleinteilige Strukturen seien ein Erlebnisfaktor und trügen zur Individualität des Kerns einer Kommune bei. „Das Handwerk ist ein wichtiger Teil davon“, unterstreicht Kroos. So betrieben zahlreiche Gewerke selbst Läden und trügen zur Angebotsvielfalt bei. Sie seien oft auf eine Standortgemeinschaft mit anderen Händlern angewiesen.
Das Handwerk in den Zentren lebe in erster Linie von einer hohen Kundenfrequenz. Seitens der Stadtentwickler wünscht sich die HWK deshalb weiterhin eine konsequente Steuerung von Angeboten, die in Innenstädten typisch sind. Darüber hinaus müssten auch die Rahmenbedingungen stimmen, die für den Erhalt und die Entwicklung der Ortskerne entscheidend seien, etwa die Erreichbarkeit und die Erlebnis- und die Aufenthaltsqualität.
Die HWK macht auf ein Problem aufmerksam: „Im Handwerk reichen branchenübliche Renditen häufig nicht, um die steigende Fixkosten in den Zentren, zum Beispiel wegen hoher Mieten, auszugleichen.“ Dies erschwere Neuansiedlungen von Betrieben und Unternehmensnachfolgen in Ortskernen.
Eine Lösung sieht das heimische Handwerk in der besseren Vernetzung aller Akteure. Bei dem Ziel, Handel und Dienstleister in den Zentren mehr mit produzierendem und verarbeitendem Gewerbe zu durchmischen, träten auch das Gewerbemietrecht, die Wirtschaftsförderung und das Städtebaurecht in den Fokus. „Politik, Verwaltung, Werbegemeinschaften, Kammern und Verbände müssen gemeinsam Maßnahmen entwickeln, die an die örtliche Situation angepasst sind, um eine erfolgversprechende Mischung umzusetzen“, appelliert Kroos. Für einen noch besseren und dauerhafteren Erfolg der bereits bestehenden Initiativen müssten sich die Akteure deutlich intensiver vernetzen und ihr Verhalten enger abstimmen.
Nachhaltigkeit und Regionalität eröffneten Chancen fürs Handwerk in den Ortszentren, unterstreicht die HWK in ihrem Papier. Die steigende Nachfrage nach Reparaturen, kurzen Lieferwegen sowie hochwertigen regionalen Produkten und Dienstleistungen böten die Grundlage für neue Geschäftsmodelle. Das Handwerk stehe dafür seit Langem und werde Profiteur dieser Entwicklung sein, ist Kroos gewiss und gibt den Anstoß: „Mit diesen Leistungen wird das Handwerk künftig die Zentren deutlich bereichern, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend sind.“
Pressemitteilung vom 19. Juli 2021